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Nach dreißig Jahren

Wie war das damals, wie haben Menschen das Leben in der DDR empfunden? Manche weitgehend normal – Familie und Freunde waren wichtig, eine Wohnung, ein Garten vielleicht, eine gute Ausbildung und eine sichere Arbeit. Normal, wenn man die Diktatur des Staates und seine wirtschaftlichen Probleme für sich ausblendete oder nur am Rande wahrnahm. Extrem, wenn man in Konflikt mit dem Staat geriet, ihn verlassen wollte oder mußte, wenn man frei seine Meinung äußern wollte und gegen das Eingesperrtsein aufbegehrte. So wie Jörg Sader, der als ganz junger Mann versuchte, über die Grenze zu fliehen und dabei gefaßt wurde. Aus der Haft freigekauft, gelangte er schließlich nach Frankfurt am Main und studierte dort und in Paris Germanistik, Philosophie und Romanistik, war Dozent für Neuere deutsche Literatur und lebt heute in Berlin. Seine Erlebnisse um die Flucht herum, der Verrat durch Freunde, das Schreckliche der Haft hat er bis heute nicht vergessen können. Aber er konnte darüber schreiben. Im Erzählband Alba, Liebste verarbeitet er viele dieser Eindrücke, ebenso leise und poetisch wie stark und nachhaltig bewegend.

Jörg Sader: Alba, Liebste, Erzählungen

Veröffentlicht am 3. Oktober 2020, im Mirabilis-Verlag